„Wichtiges Ventil”: Slash rockt auch ohne Guns N' Roses | Kölner Stadt-Anzeiger

2022-12-06 17:30:16 By : Mr. Taurus Yang

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Für den Workaholic Slash ist das auch nach der Reunion mit Axl Rose und Duff McKagan eine Herzensangelegenheit. „Die Arbeit mit den Conspirators und all das andere Zeug, das ich mache, ist ein wirklich wichtiges Ventil für mich”, sagt Slash im Zoom-Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, „weil ich gern viel um die Ohren habe und die ganze Zeit aktiv bin.”

Der Gitarrengott mit der Lockenfrisur, der meistens einen Zylinder auf dem Kopf trägt und mit bürgerlichem Namen Saul Hudson heißt, ist aus seiner Heimat Los Angeles zugeschaltet. Dort bereitet sich der 56-Jährige, dem Freizeit nach eigener Aussage ein Gräuel ist, auf die im Februar startende „The River Is Rising”-Tournee vor. So heißt auch der erste Track und die erste Single des Albums, ein solider Rocker im inzwischen vertrauten Stil der Conspirators, deren Debütalbum „Apocalyptic Love” vor zehn Jahren erschien.

Doch es gibt deutlich packendere Lieder auf dem Album, das groovige „C'est La Vie” etwa, das treibende „April Fool” oder „Fill My World”, das man wohl am ehesten als Ballade bezeichnen könnte. „Zumindest, weil es keinen besseren Begriff gibt”, sagt Slash und lacht. „Ich wüsste nicht, wie man es sonst nennen soll.”

Vom Tempo her ist die melancholische Nummer eher „Sweet Child O' Mine” als „November Rain”. Die hervorragende Stimme von Myles Kennedy, der auch Frontmann der US-Gruppe Alter Bridge ist, kommt dabei wunderbar zur Geltung.

Auf „Spirit Love” ist eine Sitar zu hören. „Die hatte ich hier seit den 90ern rumstehen”, erzählt Slash. „Ich hab nie den richtigen Song dafür gefunden und hatte immer Angst, dass das zu klischeemäßig klingt. Aber als wir die Produktion vorbereitet und uns auf den Weg nach Nashville gemacht haben, um das Album aufzunehmen, kam mir die Idee für das Intro und ich dachte, dass die Sitar darauf bestimmt gut klingen würde. Und es klang echt irgendwie gruselig und cool.”

Beim Songwriting trennt Slash zwischen Conspirators und Guns N' Roses. „Ich schreibe meistens für die Conspirators, wenn ich mit ihnen auf Tour bin und die Band im Kopf habe”, erzählt er. „Wenn ich zuhause bin, denke ich vielleicht an Guns N' Roses, oder ich schreibe etwas, von dem ich meine, dass es gut für Myles klingen würde.

Wir haben uns mit Guns N' Roses noch nicht zusammengesetzt und gemeinsam als Band etwas geschrieben. Wir haben bisher nur an ein paar Dingen gearbeitet, die Axl noch von älteren Aufnahmen hatte. Aber ich habe schon einige Ideen, die ich für Guns N' Roses reserviert habe, wenn wir uns zusammensetzen, um an neuem Material zu arbeiten.”

Anders als in seiner Band mit Axl und Co. hat Slash bei den Conspirators - das sind außerdem Bassist Todd Kerns, Schlagzeuger Brent Fitz und Gitarrist Frank Sidoris - allein das Sagen. Er mag es aber nicht, wenn man ihn den Boss nennt. „Es ist zwar mein Projekt und ich steuer das Schiff, wenn man so will”, sagt er. „Aber gleichzeitig frage ich die Jungs nach ihrer Meinung und danach, was sie gern machen wollen. Ich sehe das mehr als eine Band, nicht als Diktatur. Es ist kein Soloprojekt.”

Wie das Vorgängeralbum ist „4” insgesamt zwar ein bisschen eintönig. Langjährige Slash-Fans dürfte das aber nicht weiter stören, denn in Sachen Gitarren, Groove und Dynamik gibt's nichts zu beanstanden. Letzteres liegt laut Slash daran, dass die Band praktisch alles live im Studio eingespielt hat und er selbst seine Gitarren - anders als früher - nicht nochmal separat aufgenommen hat. „Das war wirklich befreiend und das erste Mal, dass ich ein Album so aufgenommen habe”, sagt er. „Höchstens etwas Background-Gesang haben wir noch drüber gelegt.”

Bis der nimmermüde Slash das neue Album mit Myles Kennedy und den Conspirators bei Konzerten in Deutschland vorstellt, wird es noch mindestens ein Jahr dauern. „Der ganze Tourplan dieses Jahr ist etwas verrückt wegen der Pandemie”, sagt er. „Wir machen diese USA-Tour im Februar und März, danach fliege ich mit Guns N'Roses nach Europa, um Konzerte von 2020 nachzuholen. Nach Australien und Südamerika müssen wir auch. Aber 2023 kommen die Conspirators nach Europa.”

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